Lang lang ist's her
- ffnoah
- Oct 17, 2016
- 9 min read
So nach knapp 2 Monaten melde ich mich auch mal wieder. leider erstmal nur mit Bildern aber der Text kommt im laufe der Tage auch noch! Auc die Ordnung Stim noch nicht ganz. Aber soweit nur, mir geht es echt sehr gut!! und Verzeihung, dass die Fotos sehr unsortiert sind. Ohne W-Lan macht sich das alles doch etwas schwerer
Es ist schwer, alles, was passiert und was ich wahrnehme, auf einen Blogeintrag runter zu brechen. Ich hoffe aber, dass ich es schaffe, alles anschaulich und lesbar zu gestalten. Seit dem ich das letzte mal geschrieben habe, bin ich ein bisschen mehr in das Leben hier eingetaucht. Mit der Familie wird das Leben immer familiärer und ich fühle mich immer mehr als Teil von ihr. Momentan werde ich sehr oft von den Jungs zum Spielen in Anspruch genommen, und auch mit der Mutter kann ich mich immer besser verständigen. Trotzdem ist das Gefühl, dass ich hier bis jetzt nur schlafe und esse noch nicht ganz verschwunden. Manchmal weiß ich einfach nicht genau wie ich mich verhalten soll oder was jetzt angemessen ist. Aber das hat sich in der letzten Zeit schon sehr gebessert und wird sich mit Sicherheit auch noch bessern. Jedenfalls sind alle aus der Familie sehr freundlich und ich bin glücklich darüber, hier ein Jahr leben zu dürfen.
Im Projekt bin ich mittlerweile auch immer mehr angekommen. So langsam verstehe ich die Abläufe und weiß ungefähr, was es zu tun gibt und wo ich helfen kann. Ein Tag im Projekt sieht wie folgt aus. Nicklas und ich kommen täglich zwischen 9:45 Uhr und 10:00 Uhr mit unseren Fahrrädern beim Projekt an (Fahrzeit ca. 15-20 Minuten). Zwischen 9:45 Uhr und 10:30 trudeln nach und nach alle Schüler_innen ein und versammeln sich im „Kuteera“. In der Zeit gehen wir herum, begrüßen alle Lehrer_innen und Schüler_innen und unterhalten uns mit jedem ein bisschen. Die häufigste Frage, die gestellt wird und die ich auch selber stelle ist „Yenu tinde“ was übersetzt „was hast du gegessen?“ heißt. Deshalb müssen wir uns Zuhause immer genauestens sagen lassen wie das Tindi (Frühstück) heißt. Um Punkt 10:30 Uhr klingelt die Glocke für die Assembly und die Schüler_innen stehen auf und müssen sich in fünf Reihen aufstellen. Erst werden kleine Übungen gemacht und das Datum abgefragt, gebetet und anschließend wird entweder die Nationalhymne oder ein anderes Lied gesungen. Zum Schluss wird noch die Anwesenheit überprüft. Für einige der Schüler_innen ist dieses still in einer Reihe stehen und genau das zu tun, was vorne angegeben wird sehr schwierig oder einfach nicht möglich, weil sie durch ihre jeweilige Behinderung Probleme haben die Übungen auszuführen oder einfach nicht verstehen, was sie machen sollen. Deshalb beginnt an diesem Punkt des Tages das Schlagen der Kinder. Eigentlich sollen die Kinder laut der Schulleiterin Hemamalini (kurz Hema Ma‘m ) nur geschlagen werden, wenn sie handgreiflich werden oder schlimme Wörter in den Mund nehmen. Aber in Wirklichkeit wird das Schlagen als Mittel genutzt die Schüler_innen gefügig zu machen. Danach gehen alle Zusammen für ca. eine viertel Stunde auf den Ground, wo weitere sportliche Übungen gemacht werden. Um 11 Uhr fängt der Unterricht in den Klassen an. Dort sitzen immer etwa 12 Schüler_innen zusammen in einer Klasse und werden von 3-4 Lehrer_innen unterrichtet, so dass etwa eine Lehrperson auf drei Lernende trifft. Es gibt in unserer Schule 3 Bereiche Vormittags. Im Kuteera sind die Schüler_innen, die nicht darauf hinarbeiten, die 10. bzw. 12. Klasse abzuschließen. Alle Personen die dort sind haben jeweils eine Dreiviertelstunde eines der Fächer Englisch, Mathe, Science oder general Knowledge und anschließend noch 1 ½ Stunden handwerkliche Arbeiten, die ihnen im späteren Leben helfen sollen. In diesem Bereich ist Nicklas tätig. Ich bin im Gebäude nebenan, wo alle Schüler_innen sind, die vorhaben einen Abschluss zu machen, die aber noch zu jung sind, untergebracht sind. Mir wurden zwei Jugendliche zugeteilt. Der ältere heißt Immanuel und ist 18 Jahre alt. Er hat eine Behinderung des linken Beines und Armes, aber was es genau ist habe ich trotz Fragens noch nicht herausgefunden. Außerdem hat er eine Lernbehinderung und ihm fällt es sehr schwer zu Lesen, egal ob Kannada oder Englisch, obwohl er letzteres recht gut spricht. Er ist ein sehr fleißiger und lernbegeisterter Schüler mit dem es mir sehr viel Spaß macht zu Arbeiten. Der andere Schüler heißt Trineshwar und ist 16 Jahre alt. Er ist Autist und ein sehr intelligenter Junge. Bei ihm ist es vor allem meine Aufgabe ihn auf die Arbeit zu konzentrieren und ihn zum Schreiben zu bringen, da er eine sehr große Konzentrationsschwäche hat. Der dritte Bereich besteht aus den Schüler_innen, die versuchen den Abschluss der zehnten bzw. zwölften Klassen zu schaffen. In diesen Bereich habe ich wenig Einblick. Um Punkt halb zwei klingelt die Glocke zum Mittagessen. Da ist es erst unsere Aufgabe die kleinen Kinder zu füttern, welche noch nicht alleine Essen können. Mir macht das sehr viel Spaß, weil die kleinen alle super süß sind. Auch wenn es manchmal echt ein Kampf ist, wenn sie nicht essen möchten. Danach dürfen wir auch unser von Zuhause mitgebrachtes Essen verspeisen. Das machen wir meistens zusammen mit den Lehrer_innen. Auf der einen Seite ist es schön im Kollegium mit zu sitzen, weil man dadurch von allen ein wenig ihres Essens probieren darf und wir auch selber welches abtreten können. Etwas, was ich eine sehr schöne Angewohnheit finde. Auf der anderen Seite sprechen die anderen aber unter sich meistens nur in Kannada, wodurch ich oft gespannt lausche, ob ich durch ein paar der Wörter die ich schon kann verstehe, worüber sie sprechen. Ich werde aber trotzdem auch öfters mit ins Gespräch eingebunden, auch weil ich öfters einfach nachfrage, was manche Wörter bedeuten. Nach der Mittagspause um halb drei geht es mit dem Nachmittagsprogramm los. Dort werden die Kinder in drei Ability-Gruppen aufgeteilt: Higher, middle and lower. Den letzten Monat habe ich bei den Higher Abilitys mit gemacht. Das Programm ist wie folgt. Montags und Donnerstags gibt es Dance Class, Dienstags und Freitags Yoga Class und Mittwochs Crafts. Ansonsten spielen wir mit den Schüler_innen Spiele, machen Sport oder machen die Schule sauber. Um halb 5 hört die Schule mit dem Abschlussgebet auf. Das habe ich schon so oft gehört, dass ich es schon fast auswendig kann. Und den letzten Schuldienstag wurde ich sogar nach vorne geholt und von allen beklatscht, weil ich „One day Marteram“ komplett mitgesungen habe. Ein sehr komisches Gefühl. Alles in allem bin ich sehr gerne in der Schule. Vor allem die kleinen Kinder sind super süß und auch mit den größeren macht es mir außerordentlich Spaß. Noch bis Ende Oktober habe ich mit 6 anderen Freiwilligen zusammen drei mal die Woche Kannada-Class. Ich habe aber so das Gefühl, dass mir das alles in allem nicht so viel bringt, wie das Leben in der Familie und im Projekt. Mysore wird mir immer vertrauter und ich kenne mich schon ganz gut aus. Dabei hilft auch das viele Fahren mit den Fahrrädern sehr viel (was für mich immer noch eins der tollsten Sachen ist, dass ich eins bekommen habe). Vom 2.-11. Oktober fand bei uns in Mysore das große Dasara-Fest statt. Eigentlich hatte ich erwartet über diese Tage Ferien zu bekommen und hatte deshalb schon geplant mit Vanessa und Lea in Richtung Kerala zu fahren, aber mein Projekt hatte die Ferien vom 9.-16. angesetzt. Doch wegen Family porpuse habe ich nach Nachfrage zusätzlich noch die erste Woche frei bekommen. Dadurch konnte ich die vorher geplante Reise zum Glück doch antreten. Eigentlich hatten wir geplant nur zu dritt zu fahren, da ich (und wir) gedacht habe(n), dass es zu mehr als zu dritt eher stressig wird als schön, aber damit habe ich mich sehr getäuscht. Denn auf unserer ersten Etappe Kochi haben wir mehr durch Planung als durch Zufall Jalda und Felix getroffen. Zwei Freiwillige aus und um Bengaluru, die ich beide sehr gerne mag. Vor allem mit Felix verstehe ich mich momentan sehr gut und deshalb ist es schade, dass er doch ein ganzes Stück weit weg wohnt. Um nach Kochi zu kommen mussten wir einen Seater über Nacht nach Ernakulam nehmen, was ungefähr eine Fahrzeit von 10 Stunden war. Für das Reisen in Indien gibt es sehr viele verschiedene Möglichkeiten. Es gibt die verschiedensten Varianten von Bustypen. Vom ganz normalen Überlandbus bis hin zum super AC Volvo Sleeper gibt es zahllos viele Möglichkeiten zwischen denen man wählen kann, so dass man auf der einen Seite sehr billig aber auf der anderen Seite auch für mehr Geld sehr bequem Reisen kann. Natürlich gibt es neben dieser Entscheidung auch noch die Möglichkeit den Zug zu nehmen. Dieser ist viel günstiger und meistens auch angenehmer zu fahren, muss aber schon etwas länger im Voraus gebucht werden. Dort gibt es natürlich auch noch alle Möglichkeiten des Komforts und Preises. Aber ich schweife ab. Nach Ernakulam sind wir mit dem Ac Seater-Sleeper gefahren. Man kann sich darunter einen ganz normalen Reisebus vorstellen. Allerdings war dieser sehr stark herunter gekühlt, so dass ich noch meinen Pulli auspacken musste. Am morgen sind wir nach etwas durchwachsener Nacht in Ernakulam angekommen, von wo aus wir gleich einen Stadtbus nach Fort Kochi genommen haben, unserem ersten Ziel. Es war echt wunderbar, das erste mal wieder Meer zu sehen! Das ist etwas, was mir durch den entfallenen Frankreichurlaub echt gefehlt hat. Insgesamt sind wir drei Nächte in Kochi geblieben, haben uns verschieden Museen, das jüdische Viertel und andere Inseln angeschaut. Vor allem haben wir aber Zeit zusammen verbracht und haben das Wasser und Meer genossen. Am Abend saßen wir immer zusammen und haben geredet, Karten gespielt und sogar Leas neu erworbene Ukulele ausprobiert und besungen. An einem Tag haben wir eine Tour zu den nahe gelegenen Backwaters gemacht. Wunderschön, das viele Grün und die weiten Flussläufe mal gesehen zu haben, auch wenn die Tour doch etwas touristisch war. Das wurde aber ein wenig besser, als wir von dem großen Boot in kleinere umgestiegen sind und durch ein wenig kleinere Flussläufe gefahren sind. Am Freitag morgen sind wir weiter nach Munnar gefahren. Einer kleinen Stadt inmitten von Bergen und vielen Teeplantagen. Endlich mal wieder ein etwas gediegeneres Klima und sehr frische Luft. Einmal aus dem Stadt-Smog heraus zu kommen, tat sehr gut. Dort die Gegend zu erkunden und ins Teemuseum herein zu schauen war sehr schön. Auch weil ich an einiges noch erinnern konnte, da ich vor vier Jahren dort schon einmal bei unserem Besuch bei Lea dort war. Danach ging es wieder zurück nach Mysore, da am Dienstag das Dasara-Fest mit einer großen Parade abgeschlossen werden sollte. Felix hat uns drei kurzfristig begleitet, da er sich dazu entschieden hatte noch weiter mit mir zu reisen. Für mich war es sehr schön, die ersten Reiseerfahrungen mit meiner Schwester zu machen, die sich ja schon ein wenig auskennt. Außerdem mag ich sie einfach so unglaublich gerne, dass das Reisen mit ihr gleich dreimal so viel Spaß macht:) Es war ein sehr schönes Gefühl wieder zurück nach Mysore zu kommen. Zum einen kam mir alles schon sehr vertraut vor, ich konnte die Menschen wieder ein wenig verstehen ;) und vor allem war es schön wieder in meine Hostfamily zu kommen, auch wenn ich nur für eine Nacht dort geschlafen habe. Denn am nächsten Tag war der Tag der Parade. Diese hat mich alles in allem etwas enttäuscht. Das was ich gesehen habe, hat mich sehr an einen Karnevalsumzug erinnert, etwas was ich in Deutschland auch nicht sehr mag. Deshalb sind wir auch früher gegangen und haben dadurch leider den König auf vier Elefanten mit sehr viel Gold verpasst. Das gab es aber gar nicht zu betrauern, denn am Abend ging es schon wieder auf die nächste Etappe. Mit einem Non-Ac Sleeper (Ein Bus mit Doppel- bzw. Einzelbetten) ging es erst mal zu siebt nach Udupi. Eine Stadt an der Westküste ungefähr auf der Höhe von Bangalore. Da meine Mitreisenden sich sehr über das Meer gefreut haben, haben wir fast den ganzen Tag am Wasser verbracht. Auch wenn es ein sehr komisches Gefühl ist die ganze Zeit angeschaut und angesprochen zu werden. Am Abend haben wir uns aber auch noch einen Krishna-Tempel angeschaut. Spannend war es auch, dass wir einen Puja miterleben durften, als wir gerade drinnen waren. Am Abend ging es dann für uns direkt auf die nächste Busfahrt nach Hospet. Eine Erfahrung, die ich daraus mitgenommen habe ist die, dass zwei Busfahrten hintereinander über Nacht sehr anstrengend sind. Es war eine echt sehr schöne Reise! Hampi hat mir außerordentlich gut gefallen. Es ist eine wunderschöne Gegend! Der einzige Makel ist aber der, dass es ein sehr touristischer Ort ist und ich mich deshalb oftmals ein wenig unwohl gefühlt habe. Dafür waren aber meine Reisekumpanen sehr nett! Ich bin größtenteils mit meinen Mysorern (und Umgebung)+ Felix (mein Schatzi) gereist. Insgesamt war die Reisegruppe mit sieben Leuten aber doch etwas zu groß, so dass es ab und an zu etwas Zwist kam. Aber durch mein freundliches Gemüt konnte ich meistens doch immer zu einer guten Stimmung beitragen. Mit zwei Mädchen aus der Gruppe habe ich mich aber so gut verstanden, dass ich die beiden dieses Wochenende in ihrem Projekt besuchen fahre. Das auch in Begleitung von Mira, eine Freiwillige aus Österreich die in Mysore wohnt und mit der ich mich auch sehr super verstehe, und Nicklas. Lisa und Linnea sind in einem Projekt namens Dinabandu, welches sehr gut sein soll und das ich dadurch auch kennenlernen werde. Soweit weg ist es auch gar nicht. Die Stadt Chamragnagar ist nur zwei Busstunden von Mysore entfernt.
Ich habe hier immer sehr viel zu tun und verbringe wenig Zeit Zuhause. Wenn nicht Kannada-Class ist, sind entweder irgendwelche Funktions oder ich treffe mich mit anderen Freiwilligen oder mit Menschen von hier. Mir geht es zur Zeit mehr als gut und ich bin super zufrieden. Es fällt mir aber momentan sehr schwer alles was ich erlebe und entdecke nieder zu schreiben, da es echt sehr viel ist und ich mit dem schreiben einfach nicht hinter herkomme. Ich hoffe, dass ich es trotzdem schaffe, euch wenigstens einen kleinen Einblick in mein Leben hier zu geben. Der Blogeintrag ist auch leider etwas kurz ausgefallen, sonst hättet ihr noch deutlich länger warten müssen. Wenn ihr aber sonst darüber hinaus auf ein wenig mehr Infos oder mal ein Telefonat habt, schreibt mich einfach mal an:) Ich freue mich immer über liebe Nachrichten!
Bis dahin alles gute und Bis bald!
Euer Noah



















































Comments