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Dezember

  • ffnoah
  • Jan 14, 2017
  • 8 min read

Heute habe ich mal wieder etwas Zeit um mich hin zusetzen und ein paar Zeilen für euch zu schreiben. Es tut mir ein bisschen leid, dass ich immer nur in so großen Abständen schreibe, aber gerade das ist ja auch ein Zeichen dafür, dass es mir hier so gut geht. Seit dem ich das letzte mal geschrieben habe, ist wieder einiges passiert und ich weiß nicht so recht wo ich anfangen soll. Unter der Woche arbeite ich von 10.00 Uhr – 16.45 Uhr in der Schule und gehe Nachmittags in die Stadt, treffe mich mit Freunden oder bin Zuhause und spiele dort mit den Jungs, mit der Gitarre oder tue andere Dinge. Wochenends bin ich sehr oft außer Haus. Entweder Besuche ich in dieser Zeit andere Freiwillige oder bin mit ihnen auf Reisen. Jedenfalls wird mir hier sicher nicht langweilig, da es immer viel zu tun und zu entdecken gibt.

In der Schule geht alles wie gewohnt seinen Weg. Ich lerne die Kinder immer besser kennen, ihre stärken und ihre schwächen, wobei ich sie unterstützen kann und wovor ich sie beschützen muss. Ich habe seit Mitte Dezember drei neue Schüler. Dhanush, Muriya und Manjhunat. Sie sind alle drei sehr fleißig und ich habe sie sehr gerne. Jedoch ist es schwierig für mich alle drei gleichzeitig zu unterrichten, da sie alle in unterschiedlichen Klassen sind. Muriya ist noch in UKG (upper Kindergarden) Dhanush in der 4. und Manjhunat in der 6. Klasse. Manchmal kann ich mit allen etwas zusammen machen, auch damit sie sich gegenseitig helfen aber größtenteils brauchen sie alle unterschiedliche Aufgaben. Es ist aber schön zu sehen, wie sich gegenseitig mit ihren Stärken helfen. Etwas was ich immer noch sehr gerne mag ist das nachmittägliche Füttern der kleinern Kindern. Es ist wunderschön zu sehen wenn die Kinder selber anfangen zu Essen und auch sonst merke ich dort sehr, wie gerne mich die Kinder haben. Nachmittags in der Spielzeit kann ich mich mittlerweile viel mehr einbringen, weil ich jetzt genau weiß wie es Abläuft, was erlaubt ist und was nicht, und was den Kindern Spaß macht. So konnte ich auch eigene Ideen und Spiele vorschlagen und mit den Kindern spielen. Mit den kleineren Kindern war es mir immer Verboten zu viel zu machen, da sie ansonsten zu attached werden. Mittlerweile habe ich aber einen Weg gefunden, dass ganze Unauffälliger zu gestalten, so dass ich mit einzelnen Kindern arbeiten kann, es aber nicht so aussieht als würde ich sie zu sehr pampern. Momentan versuche ich sowieso die ganzen Regeln, die die Kinder zu sehr einengen ein wenig zu lockern und immer mit 3-4 mehr zu machen, als eigentlich erlaubt ist. Die anderen Lehrer scheinen das bis jetzt zu tolerieren und die ein oder andere lächeln mir dabei auch zu. Aber oft kriege ich auch gesagt: „Pass auf, dass das nicht der Sir sieht!“ oder „Sei vorsichtig! Sir ist da“.Es freut mich, dass die Lehrer mir nicht sagen, dass ich das lieber nicht tun soll, sondern mir nur sagen, dass ich das alles unter der Hand machen soll und vorsichtig sein soll, damit ich keinen Ärger bekomme. Was mich aber noch sehr wurmt ist das Schlagen. Anfang/Mitte Dezember war es so Arg, dass ich zu Madame gegangen bin und ihr gesagt habe, dass ich das so nicht mehr kann und es einfach nicht unterstützen will, dass so viel geschlagen wird. Sie hat mir zugehört und mir dann überraschend gleich in allen Punkten zugestimmt die ich gesagt habe. Gleich darauf hat sie alle Lehrer ins Büro gerufen und das Schlagen in der Schule verboten. Falls ein Kind nicht mehr Handhabbar sein sollte, soll es ins Office gebracht werden. Für mich kam das alles sehr überraschend. Ein paar Tage gab es auch Besserung. Das Schlagen gin ein wenig zurück aber im großen und ganzen hat sich nichts geändert. Das habe ich aber auch nicht erwartet. Es ist nicht einfach nur mit Worten ein Konzept umzuwerfen, was Menschen seit klein auf kenne und nichts anderes gewohnt ist. Einfach nur ein Verbot des Schlagens, dass habe ich eingesehen ist keine Lösung, da es für die Lehrer_innen der normale und gewohnte Weg ist zu schlagen. Deshalb habe ich meine Versuche verstärkt den Lehrer_innen zu zeigen, dass es auch einen anderen Weg gibt. Es hilft mir dabei sehr, dass die meisten mich echt sehr gerne mögen. Deshalb schauen sie mir auch zu und ich kann manchmal auch mit manchen reden. Leider sprechen nur drei der Lehrkräfte genug englisch um sich mit ihnen über dieses Thema ausführlich zu Unterhalten. Deshalb ist der Weg der sich für am besten herausgestellt hat meine Emotionen sehr deutlich zu zeigen. Erfolg hatte ich dabei auch schon. Zwei der Lehrer haben mich letzte Woche darauf angesprochen warum ich denn momentan so Traurig aussähe. Tatsächlich war ich diese Tage aufgrund des Schlagen sehr Missmutig gestimmt. Jedenfalls habe ich es ihnen so gut es geht erklärt und meine Meinung ausgeführt und sie waren sehr einsichtig und haben selber gesagt, dass sie das Schlagen nicht gut finden, ihnen aber ein anderer Umgang fehlt. Mich hat das sehr gefreut. Vor allem scheinen sie jetzt mehr darüber nach zu denken und öfters die Hand auch zurück zu halten. Alles in allem ist es aber dennoch extrem, wie viel und auch öfters, wie hart geschlagen wird. Ansonsten bin ich sehr viel Unterwegs und lerne sehr viele neue Orte kennen und das auch mit Menschen, die ich sehr gerne mag. Zum einen habe ich es endlich geschafft nach Ramasamudram zu fahren. Das Dorf, in dem Lea ihren Freiwiligendienst absolviert hat und jetzt Vanessa ist. Es war sehr spannend alles nach fünf Jahren wieder zu sehen. Vor allem war es schön zu sehen, was ich mir alles gemerkt habe und was nicht. Es ist schon faszinierend mit was für anderen Augen ich das Dorf jetzt wahrgenommen habe und auf was für Dinge ich vorher geachtet habe und welche Bilder mir im Kopf geblieben sind. Alles in allem war es ein sehr schöner Besuch aber leider viel zu kurz. Ich hatte kaum 24 Stunden im Dorf und saß dafür fast 12 Stunden im Bus und im Zug. Aber es hat sich gelohnt. So habe ich Vanessa mal wieder gesehen, ihre und Leas Gastmutter Usha und vor allem auch Lea, bevor sie wieder nach Hause geflogen ist. Es war echt super schön, dass sie das halbe Jahr gleichzeitig mit mir hier war. So konnte ich mit ihr Reisen, ihren neuen und auch ihren alten Wohnort kennenlernen und einfach viel Zeit mit ihr verbringen, was äußerst schön für mich war:)

Öfters war ich in Chintamani, einer kleinen Stadt nahe Bangalore (ca.6 Stunden Reisezeit von Mysuru aus), in der mein Felix und Julian leben. Sie haben dort eine kleine Wohnung für sich und die Stadt ist ganz angenehm um dort zu sein. Aber vor allem ist es schön mit den beiden Zeit zu verbringen oder mit jedem der dann auch gerade dort ist. Des weiteren war ich noch in Ooty. Einer Stadt in den Bergen so wie Munnar, wo ich mit Lea, Felix, Jalda und Vanessa hingereist bin.Dort hatten wir aber leider viel zu wenig Zeit, da dies auch nur ein Wochenendtrip war. Zum Glück fahren wir dort Ende Januar noch auf unser Midcamp hin, so dass wir die Tage davor auch noch in Ooty verbringen können. Ende November habe ich auch meine erste indische Hochzeit erlebt. Die Nichte Divia meiner indischen Kontaktperson Shashaikala hat geheiratet und da waren wir alle eingeladen. Die Hochzeit an sich besteht aus zwei Ereignissen. Eins am Samstag Abend und eins am Sonntagmorgen. Was genau passiert habe ich noch nicht verstanden. Jedenfalls verbringt das Paar sehr viel Zeit damit Fotos mit allen Gästen zu machen, was durchaus 5000-8000 Menschen sein können.

Am 21. Dezember hatten wir im Projekt unsere Weihnachtsfeier mit Weihnachtsliedern und ein Weihnachtsspiel. Wir hätten gerne dabei geholfen etwas vorzubereiten oder durch zu führen, jedoch haben sich die Pläne immer minütlich geändert und wir hatten nicht so wirklich Ahnung, was abgeht. Mit den Proben für alles haben sie auch erst einen Tag davor angefangen. Wodurch es auch für die Kinder schwer war zu Folgen. Am Tag selbst waren Gäste da, denen wir es Vorgespielt haben und anschließend gab es noch special Utta (besonderes Essen) das von außerhalb geliefert wurde. Danach begannen für mich meine zwei Wochen Weihnachtsferien. Zuerst bin ich mit Felix zu Jalda ins Projekt gefahren. Ein sehr schönes Projekt im Süden Bangalores. Sie arbeitet in einem Hostel wo Kinder aus armen Verhältnissen hinkommen und dort leben und zur Schule gehen. Es ist ein sehr schönes Projekt und es war schwer es nach drei Tagen wieder zu verlassen. Denn dann machten wir uns zu dritt ans Reisen. Wir hatten am Anfang nicht viel geplant und wollten immer spontan schauen wo wir hin fahren. Dadurch konnten wir keine Züge oder Busse buchen und mussten deshalb Lokalbus fahren. Von ihrem Projekt ging es erst in den Norden, in Richtung Hubbi. In der Nähe von dort leben Vincent und Sebi im Kalkeri-Projekt. Auch ein wunderbares Projekt. Dort haben wir Weihnachten mit den beiden, und sehr vielen Franzosen und Kannadiern gefeiert, da das Projekt von einer Kannadierin gegründet wurde und deshalb sehr viele Freiwillige von dort. Es war ein sehr schönes Weihnachtsfest, auch weil ich die traditionelle Weihnachtsgeschichte per Skype Zuhause vorlesen durfte, wodurch ich dort auch ein wenig dabei war. In Indien hatte ich als deutscher aber ein sehr französisches Weihnachtsfest, mit französischem essen, französischen Traditionen und französischen Liedern. Doch am besten hat mir wie immer die Gemeinschaft gefallen. Dort waren auch sehr freundliche Menschen :) Geblieben sind wir in dem Projekt aber nur eine Nacht. Es hat uns nämlich weiter in den Norden getrieben. Unsere nächste Station war Kolhapur, wo wir durch die App Couchsurfing auf einen Mönch eines Ashrams gestoßen sind der uns beherbergen wollte. Es war ein schönes Erlebnis dort für 2 Nächte zu wohnen und quasi Teil des hinduistischen Klosters zu sein. Wir haben eine Führung durch das zum Kloster gehörende Krankenhaus und den Kuhstall bekommen. Natürlich auch durch den Ashram und die Tempel. Am 26. wurden wir in ein benachbartes Dorf zu einem Festival eingeladen. Es war sehr aufregend und mal was völlig anderes als die Festivals, die man hier sonst erlebt. Der Zug zu Beginn durch die Straßen war sehr Karneval ähnlich. Mit sehr viel Musik und Tanz durch die Straßen des Dorfes. Nach 1-2 Stunden haben sich alle auf einem Platz versammelt, wo reden gehalten wurden und Tänze, Kunststücke und Musik vorgeführt wurde. Wir waren als Ehrengäste geladen und mussten die ganze Zeit auf der Bühne sitzen und zum Schluss noch eine kleine Rede halten, Was uns beides sehr unangenehm war. Es war aber eine sehr schöne Erfahrung. Anschließend sind wir weiter in den Norden in die Berge in eine Stadt Namens Mahalabeshwar gefahren, wo wir zu schönen Aussichtspunkten gewandert sind und die Natur genossen haben. Als wir von dort weggefahren sind habe ich wohl bis jetzt die längste und wohl aufregendste Zeit im Bus verbracht. Wir haten nicht geplant und sind deshalb in einem Bus nach Pune (5 Stunden) gestiegen. In der Zeit dort hin haben wir uns aber dafür entschieden nach Goa zu fahren. So haben wir von Pune aus direkt einem Bus zurück nach Kolhapur (7 Stunden) genommen, wo wir 3 Stunden warten mussten und dann einen Bus nach Panjim/Goa (7 Stunden) genommen haben. Im Endeffekt sehr viel gefahre, auch leider sehr unnötiges denn nach Pune hätten wir überhaupt nicht fahren müssen. So haben wir aber das einmalige Erlebnis gehabt an einem Busstand zu schlafen. Die Zeit in Goa war mit einer Nacht aber viel zu kurz. Auch wenn mich das sehr touristische Bundesland nicht sehr anspricht gäbe es doch einiges zu sehen. Ich wollte aber unbedingt an Silvester in Bangalore beim Zeno im Projekt sein, so dass ich am 30. einen Sleeper nach Bangalore (14 Stunden) genommen habe. Jalda hat mich begleitet, weil es ihr gegen Ende gesundheitlich nicht so gut ging. Felix hat sich den anderen Freiwilligen angeschlossen, die in Goa feiern wollten. Zenos Projekt ist auch sehr schön. Es ist eine Einrichtung in der Erwachsene Menschen mit Behinderung leben können. Zu der Zeit waren gerade Ferien und die Bewohner waren nur zum Teil da, weil die meisten ihre Familien besucht haben. Den Silvesterabend haben wir erst mit spielen und singen verbracht bis die Bewohner ins Bett gegangen sind und wir dann ein wenig in die Natur um dort den Beginn des neuen Jahres zu feiern. Meinen Geburtstag habe ich dann wieder hier in Mysore bei normaler Arbeit verbracht. Am Nachmittag kamen dann die Mysorer zu mir, mit denen ich noch einen Netten Nachmittag verbracht habe. Abends habe ich noch mit der Familie den Kuchen angeschnitten.

Mir geht es immer noch sehr gut hier und wohlfühlen tue ich mich auch. Als nächstes steht das Midcamp Ende Januar an. Und danach… mal sehen. :) Es freut mich jedenfalls sehr, dass ihr alle soviel Interesse an mir und meinen Erlebnissen hier zeigt und mich auf meinem Weg begleitet! Danke dafür!

Die Bilder kann ich erst gegen Anfang Februar hochladen, da Jalda sie mit ihrer Kamera gemacht hat und ich sie erst beim Midcamp bekomme. Bis dahin liebste Grüße,

Euer Noah:)


 
 
 

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